Flexible Stromeinspeisung: Habeck kündigt Biomassepaket an - Verbände begrüßen Reform und mahnen zur Eile
© Adobe StockBerlin - Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat am Wochenende für den Herbst 2024 ein umfassendes Biomassepaket angekündigt. Damit dürften Befürchtungen, dass die Bundesregierung im Zuge der Energiewende auf die Säule der Bioenergie verzichten könnte, zumindest teilweise vom Tisch sein. Die Branche reagiert positiv, mahnt aber schnelle Taten an.
Bislang sah die Zukunft der Bioenergie in Deutschland alles andere als rosig aus. Vielen Anlagen, die nach dem EEG vergütet werden, droht nach dem Ende des 20-jährigen Vergütungszeitraumes mangels Anschlussregelungen zur Fortführung des Anlagenbetriebs das baldige Aus. In einem Statement gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa) kündigte Bundeswirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck am Wochenende eine Reform der Förderung von Biomasse an. Dazu ist eine Anpassung des Energiewirtschaftsgesetztes vorgesehen. Branchenvertreter begrüßen die Ankündigung des Paketes. Nachfolgend einige Stimmen von Verbandsvertretern.
BEE: BMWK deutet Zeichen der Zeit durch Reform der Biomasse-Förderung richtig
Nach dem von Bundeswirtschaftsminister Habeck angekündigten Biomassepaket sollen unter anderem Anlagen, die flexibel nach Bedarf produzieren, stärker unterstütz werden. Damit, so die Einschätzung des Bundesverbands Erneuerbare Energie (BEE), deutet das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) die Zeichen der Zeit, die auf Flexibilität stehen, richtig.
“Biomasse ist eine unverzichtbare Flexibilitätsoption, um Schwankungen bei Wind- und Solarenergie auszugleichen und zusammen mit den anderen erneuerbaren Flexibilitätsoptionen, Speichern und Sektorenkopplung die benötigte gesicherte Leistung in Deutschland herzustellen“, kommentiert BEE-Präsidentin Dr. Simone Peter die BMWK-Pläne.
Der BEE habe bereits vor drei Jahren in seiner Studie zum klimaneutralen Strommarktdesign darauf hingewiesen und jüngst im Rahmen der Kraftwerksstrategie dargelegt, dass 38.000 MW (38 GW) zusätzliche Erneuerbare Flexibilitätspotentiale bis zum Jahr 2030 erschließbar sind, darunter weitere 6.000 MW (6 GW) durch flexibilisierte Biogasanlagen mit zusätzlichen Gas- und Wärmespeichern.
„Diese dezentrale Backup-Struktur passt am besten zu den fluktuierenden Erneuerbaren, ist klimafreundlich und auch kostengünstiger. Die vom BMWK angekündigte stärkere Förderung für flexibel produzierende Bioenergieanlagen wäre somit ein wirksames Instrument, um den Ausbau des flexiblen Bioenergie-Backups auszureizen. Die Ankündigung begrüßen wir daher ausdrücklich. Nun wird es auf die Ausgestaltung der Details ankommen", so Peter.
Darüber hinaus hält der BEE eine Erhöhung der Ausschreibungsvolumina bei Biomasse-Anlage für erforderlich. “Die erste Ausschreibung für Biomasse-Anlagen im laufenden Jahr war, wie bereits im Vorjahr, stark überzeichnet. In der Folge erhielten im Schnitt rund zwei von drei Anlagen keinen Zuschlag. Eine Steigerung der verfügbaren Ausschreibungsmenge tut Not - nicht nur um Flexibilitätsoptionen im Stromsystem zu erhalten, sondern auch um den wichtigen Beitrag der Biomasse bei der Wärmeversorgung nicht zu verlieren”, warnt Peter.
Gleichzeitig drängt aus BEE-Sicht die Zeit. Ein nennenswerter Teil des dringend benötigten Bioenergie-Anlagenparks habe im aktuellen gesetzlichen Rahmen keine Zukunft mehr. „Es braucht jetzt kurzfristig konkrete gesetzliche Änderungen, um das perspektivische Aus hunderter Anlagen zum Jahresende noch aufzuhalten“, so die BEE-Präsidentin.
Hauptstadtbüro Bioenergie: Angekündigtes Biomassepaket lange überfällig und dringend erforderlich
Auch Sandra Rostek, Leiterin des Hauptstadtbüros Bioenergie, begrüßt die Ankündigung von Habeck. Angesichts der drängenden Herausforderungen, vor der die Bioenergiebranche in Deutschland steht, mahnt auch sie zur Eile.
"Die Bioenergie ist eine tragende Säule der Energiewende in Deutschland. Wie kein anderer erneuerbarer Energieträger liefert sie zuverlässig, günstige, saubere Energie in Form von Strom, Wärme und Kraftstoff. Doch von der Ampel-Koalition wurde sie in den vergangenen Jahren leider zu oft vernachlässigt“, so Rostek.
Es sei richtig, die geplante Reform auf eine stärkere Flexibilisierung des Anlagenbetriebs bei Biogasanlagen auszurichten, damit die Bioenergie ihre Stärken voll ausspielen könne. „Hierzu liegt seit Langem ein Vorschlag des Hauptstadtbüros Bioenergie auf dem Tisch, den Flexibilitätszuschlag auf 120 Euro pro kW zu erhöhen, um Biogasanlagen in die Lage zu versetzen, durch zusätzliche Gasspeicher und Blockheizkraftwerke ihre Produktion zu speichern und genau dann einzuspeisen, wenn die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht“, ergänzt Rostek.
Auch sei zu begrüßen, dass das BMWK die Bedeutung der Wärmebereitstellung aus Biomasse erkannt habe. „Etwaige Anpassungen in der Förderung müssen aber berücksichtigen, dass Bioenergieanlagen nicht nur Nahwärme- und Gebäudenetze versorgen, sondern auch z.B. größere Industriekunden, Schwimmbäder oder andere kommunale Einrichtungen. Die Vielfalt der Wärmeversorgung durch Bioenergieanlagen muss vollumfänglich abgebildet werden“, fordert Rostek.
Fachverband Biogas: Positives Beben in Berlin
Lange hatte es den Anschein, als plane die Bundesregierung und vor allem das Wirtschaftsministerium die Energiewende ohne Biomasse. Umso erfreulicher sei es, dass Minister Robert Habeck endlich die Bedeutung von Biogas für eine sichere Strom- und Wärmeversorgung erkannt hat, kommentiert Dr. Stefan Rauh, Geschäftsführer im Fachverband Biogas, die Äußerungen von Habeck. Zudem habe Habeck scheinbar auch die Dringlichkeit erkannt, denn er verweise auf die Jahre 2004 bis 2011, in denen es den größten Anlagenzubau gab. Zudem hebe der Minister in seinem Statement explizit die Stärken der Biomasse bei der Stromversorgung und der Bereitstellung von Wärme hervor und möchte deren Förderung verbessern. „Nun gilt es, schnell Nägel mit Köpfen zu machen und die guten Ansätze in konkrete Maßnahmen umzusetzen“, fordert Rauh eine Perspektive für den Anlagenbestand.
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