Elektromobilität: EU plant acht Millionen Ladestationen bis 2020
Brüssel - Die Europäische Kommission hat ein ehrgeiziges Maßnahmenpaket zum Aufbau alternativer Tankstellen in ganz Europa angekündigt. Im Bereich Elektromobilität plant die EU dabei 800.000 öffentlich zugängliche Ladestationen in ganz Europa. In 2011 waren es noch knapp 12.000. Dabei entspricht die Zielmarke von 800.000 nach Angaben der Kommission etwa 10 Prozent der Gesamtzahl der Ladestationen. Insgesamt soll es im Jahr 2020 demnach also rund acht Millionen Ladestationen für Elektrofahrzeuge in Europa geben. Wie die Kommission erklärte, seien die strategischen Initiativen bislang größtenteils auf die Kraftstoffe und Fahrzeuge gerichtet gewesen, wohingegen der Kraftstoffvertrieb unberücksichtigt geblieben sei. Außerdem bezeichnete die Kommission die bisherigen Bemühungen, entsprechende Anreize zu schaffen, selbstkritisch als unkoordiniert und unzureichend.
Teufelskreis durchbrechen
Umweltfreundlichen Kraftstoffen stehen nach Ansicht der EU vor allem drei Hindernisse im Weg: die hohen Kosten der Fahrzeuge, eine geringe Akzeptanz von Seiten der Verbraucher und der Mangel an Ladestationen und Tankstellen. Dadurch entstehe ein Teufelskreis, denn Tankstellen werden nicht gebaut, weil es nicht genügend Fahrzeuge gebe. Fahrzeuge werden nicht zu konkurrenzfähigen Preisen verkauft, weil die Nachfrage nicht groß genug sei. Verbraucher kaufen die Fahrzeuge nicht, weil sie teuer sind und es keine Tankstellen gebe. Daher schlägt die Kommission ein Paket vor, das verbindliche Zielvorgaben für die Mitgliedstaaten hinsichtlich einer Mindestinfrastruktur für saubere Kraftstoffe, wie Elektrizität, Wasserstoff und Erdgas (LNG und CNG), sowie gemeinsame EU-weite Standards für die erforderliche Ausstattung enthält.
Sechs Millionen Elektrofahrzeuge bis 2020
Hierzu der für Verkehrsfragen zuständige Vizepräsident der Europäischen Kommission Siim Kallas aus Estland: "Die Entwicklung innovativer, alternativer Kraftstoffe bietet sich eindeutig als Lösung an, um die Ressourceneffizienz der Wirtschaft Europas zu verbessern, unsere übermäßige Abhängigkeit vom Erdöl zu verringern und eine Verkehrsindustrie aufzubauen, die den Anforderungen des 21. Jahrhunderts gewachsen ist. Nach den Plänen von China und der USA sollen spätestens 2020 mehr als 6 Millionen Elektrofahrzeuge im Straßenverkehr unterwegs sein. Dies ist eine enorme Chance für Europa, sich auf einem rasch wachsenden globalen Markt eine starke Position zu sichern."
150.000 öffentliche Elektro-Ladestationen in Deutschland vorgesehen
Nach Einschätzung der Kommission sei bei den Ladestationen für Elektroautos die Situation in der EU je nach Land sehr unterschiedlich. Auf diesem Gebiet führend seien Deutschland, Frankreich, die Niederlande, Spanien und das Vereinigte Königreich. In dem Vorschlag wird für jeden Mitgliedstaat eine Mindestanzahl von Ladestationen mit einem einheitlichen Ladestecker vorgeschrieben. Ziel dabei ist es, eine kritische Masse an Ladestationen zu schaffen, damit die Industrie Elektroautos in Massenproduktion und damit zu vertretbaren Preisen herstellt. In Summe sollen es in Europa rund 800.000 öffentlich zugängliche Ladestationen sein. Die meisten davon sind Deutschland geplant (150.000) vor Italien (125.000) und Großbritannien (122.000). Zudem sei ein einheitlicher EU-Ladestecker für die Markteinführung dieses Kraftstoffs entscheidend. Um die auf dem Markt herrschende Unsicherheit zu beenden, hat die Kommission die Verwendung des Steckers vom "Typ 2" zur gemeinsamen Norm für ganz Europa erklärt.
Normierung beim Wasserstoff – Nachhaltigkeit bei Biokraftstoffen
Im Bereich der Wasserstoff-Versorgung verfügen Deutschland, Italien und Dänemark nach Meinung der Kommission bereits über eine beträchtliche Anzahl von Wasserstoff-Tankstellen, auch wenn einige davon nicht öffentlich zugänglich seien. Für bestimmte Komponenten – wie Kraftstoffschläuche – müssten noch gemeinsame Normen entwickelt werden. Gemäß dem vorliegenden Vorschlag werden die bestehenden Tankstellen zu einem Verbundnetz mit gemeinsamen Normen zusammengeschlossen, um die Mobilität von Wasserstofffahrzeugen zu gewährleisten. Dies gilt für die 14 Mitgliedstaaten, die derzeit ein Wasserstoffnetz haben. Bei den Biokraftstoffen wird auf den aktuellen Marktanteil von fast 5 Prozent verwiesen. Sie stellen immer ein Kraftstoffgemisch dar und benötigten daher keine spezielle Infrastruktur. Eine zentrale Herausforderung werde darin liegen, ihre Nachhaltigkeit zu sichern, so die EU-Kommission.
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