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Eon: Hochlauf des nationalen Wasserstoff-Marktes wird durch Investitionsstau gebremst

© Adobe Stock / Fotolia© Adobe Stock / FotoliaEssen - Der Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft ist für die Einhaltung der Klimaziele in Deutschland von zentraler Bedeutung. Eine aktuelle Eon-Auswertung zeigt allerdings deutliche Bremsspuren. Zwar ist die bis 2030 geplante Erzeugungskapazität deutlich gestiegen, zur Erreichung der Ziele müssten die Projekte aber alle umgesetzt werden. Eon konstatiert zudem Defizite beim Ausbau der H2-Leitungen.

Die Entwicklung des Wasserstoffmarktes in Deutschland sieht der Energiekonzern Eon nur auf dem Papier auf einem guten Weg. Diese Einschätzung basiert auf der vierten H2-Bilanz, die Eon auf Basis von Daten des Energiewirtschaftlichen Instituts an der Universität zu Köln (EWI) veröffentlicht hat. Erstmalig belege die Bilanz die große Lücke zwischen geplanten Projekten und finalen Investitionsentscheidungen mit Zahlen, so Eon.

Deutsche Ziele nur mit Realisierung aller aktuell geplanten Projekte erreichbar
Nach den Daten des EWI ist die bis zum Jahr 2030 geplante Wasserstoff-Erzeugungsleistung von 8,7 GW im August 2023 auf 10,1 GW im Februar 2024 gestiegen. Damit hat sich der Aufwärtstrend der Planungen zwar etwas verstärkt, bleibt aber erst einmal Theorie. Denn nur die Realisierung aller geplanten Projekte würde auch bedeuten, dass das Ziel der Bundesregierung, bis 2030 eine Elektrolyseleistung von 10 GW in Deutschland zu installieren, erreicht werde, so Eon.

Eine große Diskrepanz besteht laut Eon aber zwischen den geplanten Projekten und finalen Investitionsentscheidungen, was in der aktuellen H2-Bilanz erstmals mit Zahlen untermauert werde. Von 88 angekündigten Projekten liegt demnach bislang nur bei 16 Projekten mit einer geplanten Erzeugungsleistung von insgesamt 0,3 GW eine finale Investitionsentscheidung vor, und damit für nur rund drei Prozent der angekündigten Elektrolysekapazität.

Eon sieht verschiedene Gründe als mögliche Hemmnisse für Investitionsentscheidungen. Die Veröffentlichung der Delegierten Rechtsakte der EU zur Definition von erneuerbarem Wasserstoff hat zwar insgesamt zu mehr Rechtssicherheit geführt. Es bestehen jedoch nach wie vor Unsicherheiten im Hinblick auf die Zertifizierung und Anrechnung von erneuerbarem Wasserstoff. Außerdem sind Fördermittel noch nicht ausreichend, strenge Auflagen sowie verspätete Förderzusagen sind ebenfalls Investitionshemmnisse. Zudem fehlen bisher Transport- und Speicherinfrastruktur. Die Einigung zu den Konditionen und zur Finanzstruktur für das Kernnetz ist nach Einschätzung von Eon ein wichtiger Schritt für den Aufbau einer Wasserstoffinfrastruktur. Mit einer möglichen Verlängerung der Fertigstellung bis 2037 könnten einige Leitungen jedoch erst später für die Kundenversorgung zur Verfügung stehen.

Die Länge der in Deutschland betriebenen reinen Wasserstoffleitungen hat sich wie bereits bei Veröffentlichung der letzten H2-Bilanz im November 2023 nicht verändert. Nachdem es allerdings im Herbst eine deutlich positive Entwicklung bei den Planungen für ein Wasserstoffnetz gab (Anstieg um mehr als 100 Prozent), ist in der vierten H2-Bilanz nur ein leichter Anstieg von 5.708 km geplanten Leitungen auf 6.207 km zu beobachten (+ 9 Prozent).

Die kürzliche Einigung bei der Finanzierung des Wasserstoffkernnetzes bringe zwar mehr Sicherheit, allerdings werde sich zeigen, ob die Finanzierungskonditionen für potenzielle Investoren attraktiv genug sind. Eine schnelle Umsetzung des angekündigten Wasserstoff-Beschleunigungsgesetzes könnte dem Infrastrukturausbau durch kürzere Planungs- und Genehmigungsverfahren zusätzlich Tempo verleihen.

H2-Bilanz: Richtige Stellschrauben für Wasserstoffhochlauf sollen adressiert werden
„Deutschland befindet sich beim Wasserstoffhochlauf erst am Anfang eines langen Weges. Der deutliche Aufwärtstrend bei der bis 2030 geplanten Elektrolysekapazität seit der erstmaligen Erhebung der H2-Bilanz sieht in der Theorie zunächst gut aus. In der Praxis sind wir von unserem Ziel noch weit entfernt“, kritisiert Gabriël Clemens, Geschäftsführer bei Eon Hydrogen. Die aktuell installierte Leistung habe sich kaum weiterentwickelt. Der Anteil der geplanten Projekte, die über eine finale Investitionsentscheidung verfügen, sei viel zu gering. Wir bräuchten dreißig Mal mehr, um die von der Bundesregierung vorgegebenen 10 GW zu erreichen. „Mit der nun vorliegenden vierten H2-Bilanz wollen wir erneut die Dringlichkeit für mehr Tempo beim Wasserstoffhochlauf aufzeigen“, so Clemens weiter.

Um den Wasserstoffhochlauf zu beschleunigen, müssen aus Sicht von Eon alle Optionen ausgeschöpft werden. Eine davon ist die Förderung systemdienlicher Elektrolyseure. Sie können dort entlasten, wo es Stromnetzengpässe gibt, können zentral oder kundennah grünen Wasserstoff erzeugen und den heimischen Markt anregen. Um der Planung von systemdienlichen Elektrolyseuren einen Anschub zu geben, hat Eon gemeinsam mit Thüga das EWI mit einer weiteren Studie beauftragt. Darin wird untersucht, wo in Deutschland systemdienliche Elektrolyse-Projekte sinnvoll wären. Denn diese haben einen doppelten Nutzen – sowohl auf der Strom- als auch auf Wasserstoffseite. Die Ergebnisse sollen im Sommer kommuniziert werden.

Die H2-Bilanz wird zweimal im Jahr veröffentlicht. Die wissenschaftliche, datenbasierte Herangehensweise soll einen Beitrag dazu leisten, dass an den richtigen Stellschrauben für einen erfolgreichen Wasserstoffhochlauf gedreht wird. In die Analyse fließen die konkreten Projektvorhaben bis 2030 und Indikatoren wie die Erzeugungskapazität von grünem Wasserstoff, Importmengen, Infrastruktur und Anwendungsmöglichkeiten ein.

© IWR, 2024


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24.04.2024

 



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