Grüner Stahl: EU-Kommission genehmigt größtes deutsches Dekarbonisierungsprojekt
© Adobe Stock / FotoliaBerlin - Das bislang größte Dekarbonisierungsprojekt in Deutschland hat einen wichtigen Meilenstein erreicht. Die Europäische Kommission hat gestern (20.07.2023) die beihilferechtliche Genehmigung für die Unterstützung der Dekarbonisierung der Stahlproduktion der Thyssenkrupp Steel Europe in Duisburg durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) erteilt.
Thyssenkrupp Steel Europe plant in Duisburg am Standort des größten europäischen Stahlhüttenwerks im Rahmen des Projektes „tkH2Steel“ den Bau einer Direktreduktionsanlage mit Einschmelzern. Mit dem Projekt soll der nächste wichtige Schritt zur Dekarbonisierung der Stahlbranche, der CO2-intensivsten Industriebranche, und zum Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft genommen werden. Das BMWK wird das Projekt gemeinsam mit dem Land NRW mit rund 2 Mrd. Euro fördern. Jährlich sollen bis zu bis zu 3,5 Mio. t an CO2-Emissionen eingespart werden.
BMWK kann Umstellung der Stahlproduktion in Duisburg auf grünen Wasserstoff fördern
Das Projekt „tkH2Steel“ der Thyssenkrupp Steel Europe wurde zunächst im Rahmen von „IPCEI Wasserstoff“ (Important Projects of Common European Interest - H2) ausgewählt und nun separat von der Europäischen Kommission unter beihilferechtlichen Gesichtspunkten genehmigt. Damit ist der Weg frei für ein zentrales Projekt der Transformation der deutschen Industrie hin zur Klimaneutralität. Die Erteilung des nationalen Förderbescheids soll zeitnah erfolgen.
Das Projekt in Duisburg wird vom Bund gemeinsam mit dem Land Nordrhein-Westfalen mit rund 2 Mrd. Euro gefördert werden, wobei der Bund 70 Prozent der Mittel zur Verfügung stellt. Nach der Entscheidung der EU-Kommission gliedert sich die Förderung in einen Anteil von rund 550 Mio. Euro für die Anlageninvestitionen und eine sogenannte bedingte Zahlung in Höhe von rund 1,45 Mrd. Euro für den Einsatz von grünem Wasserstoff, die aber bereits im Vorfeld ausgezahlt werden kann.
Mit dem Projekt „tkH2Steel“ können bei einem Einsatz von rund 140 Kilotonnen (kt) grünem Wasserstoff im Jahr bis zu 2,3 Mio. t Roheisen klimaneutral hergestellt werden. Die CO2-Einsparungen von bis zu 3,5 Mio. t CO2 pro Jahr von Thyssenkrupp Steel Europe entsprechen nach Angaben des BMWK über 6 Prozent der Emissionen der gesamten Stahlindustrie in Deutschland, die alleine für ein Drittel der industriellen Treibhausgasemmissionnen in Deutschland verantwortlich ist. Geplant ist es, dass die neuen Anlagen 2026 in Betrieb gehen und planmäßig ab 2028 stufenweise auf grünen Wasserstoff umgestellt werden.
Habeck: Vorhaben gibt der Wasserstoffwirtschaft in Deutschland und Europa einen Push
Es handelt sich bei dem Projekt in Duisburg um die zweite große Förderung der Dekarbonisierung eines Stahlstandortes in Deutschland im Rahmen des IPCEI Wasserstoff. Bereits Ende Mai 2023 hat die Salzgitter AG eine Förderung erhalten. Ein weiteres Projekt der Stahl-Holding-Saar im Saarland sowie eines von ArcelorMittal an den Standorten Bremen und Eisenhüttenstadt befinden sich noch im beihilferechtlichen Genehmigungsverfahren bei der Europäischen Kommission.
„Das ist eine enorm wichtige Entscheidung für den Klimaschutz und den Industriestandort in Deutschland. Das Werk in Duisburg ist nicht nur einer der größten CO2-Emittenten, sondern auch ein zentraler Teil der Wertschöpfung in Deutschland - vom Auto bis zum Windrad“, begrüßt Bundeswirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck das OK aus Brüssel. „Mit diesem Vorhaben geben wir auch der Wasserstoffwirtschaft in Deutschland und Europa einen weiteren Push. Im Rahmen des IPCEI Wasserstoff sollen weitere Vorhaben unterstützt werden, damit auch die Erzeugung und der Transport des Wasserstoffs ermöglicht werde“, so Habeck weiter.
Insgesamt arbeiten in dem Werk in Duisburg rund 27.000 Beschäftigte und viele weitere Arbeitsplätze sind indirekt von dem Standort abhängig. Habeck hatte bereits im letzten Monat das Werk besucht und bei einem Stahlaktionstag den Beschäftigten seine Unterstützung bei der Transformation des Standortes und der Industrie allgemein zugesagt.
© IWR, 2023
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