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Fernleitungsnetzbetreiber legen ersten Plan für deutsches Wasserstoff-Kernnetz vor

© Shutterstock© ShutterstockBerlin - Das deutsche Wasserstoff-Kernnetz als erste Stufe der zukünftigen Wasserstoffinfrastruktur nimmt Gestalt an. Mit dem heute (12.07.2023) veröffentlichten Planungsstand legen die deutschen Fernleitungsnetzbetreiber (FNB) ein erstes Modellierungsergebnis für das künftige Wasserstoff-Kernnetz vor.

Die FNB haben ihren aktuellen Planungsstand für das künftige überregionale Wasserstoff-Kernnetz an das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) und die Bundesnetzagentur (BNetzA) übergeben. In einer jetzt anschließenden, gut zweiwöchigen Phase können potenzielle Wasserstoff-Netzbetreiber Stellung beziehen und weitere Infrastrukturen für das Wasserstoff-Kernnetz melden. Zudem gibt das Bunddeswirtschafts- und Klimaschutzministerium Ländern, Verbänden und sonstigen Stakeholdern die Möglichkeit zur Stellungnahme. Die FNB erwarten zeitnah die Einführung einer integrierten Netzentwicklungsplanung Gas und Wasserstoff für weitere Ausbaustufen des Wasserstoff-Kernnetzes.

Wasserstoff-Kernnetz verbindet große Verbrauchs- und Erzeugungsregionen für Wasserstoff
Der Hochlauf der Wasserstoffsektors ist von zentraler Bedeutung, um wichtige Industriezweige auf dem Weg zur Klimaneutralität zu dekarbonisieren. Daher ist es erforderlich, die notwendige Infrastruktur von Anfang an mitzudenken. Ziel der Bundesregierung ist ein schneller und kosteneffizienter Aufbau der Wasserstoff-Netzinfrastruktur in Deutschland, die mit dem Wasserstoffmarkt wächst und in den EU-Binnenmarkt eingebettet ist. Die erste Stufe ist dabei die Planung eines Wasserstoff-Kernnetzes mit den zentralen „Wasserstoffautobahnen“.

Hierfür haben die FNB jetzt in Abstimmung mit der BNetzA und dem BMWK ihre Vorschläge vorgelegt. Mit dem Wasserstoff-Kernnetz sollen derzeit bekannte große Verbrauchs- und Erzeugungsregionen für Wasserstoff in Deutschland erreicht und so zentrale Wasserstoff-Standorte, wie z.B. große Industriezentren, Speicher, Kraftwerke und Importkorridore, angebunden werden. Das Kernnetz wird wichtige Wasserstoff-Infrastrukturen, die bis 2032 in Betrieb gehen sollen, beinhalten.

Die Bundesregierung verfolgt das Ziel eines privatwirtschaftlichen Aufbaus des Wasserstoff-Kernnetzes, das durch Netzentgelte finanziert werden soll. Nach aktueller Planung soll ein möglichst bundesweit einheitliches Netzentgelt implementiert werden, das in der Hochlaufphase gedeckelt ist, um einen raschen Markthochlauf zu unterstützen. Die Netzentgelte sollen durch zeitliche Streckung auf ein marktgängiges Niveau gebracht werden. Dazu wird aktuell unter Einbeziehung der Möglichkeit einer subsidiären Teilabsicherung durch den Bund ein detailliertes Konzept entwickelt.

Frist zur Einreichung von Stellungnahmen zum H2-Kernnetz endet am 28. Juli 2023
Auf Basis des von den FNB veröffentlichten Planungsstandes zum Wasserstoff-Kernnetz haben Betreiber von Verteilernetzen, Wasserstoffnetzbetreiber und Betreiber von sonstigen Rohrleitungsinfrastrukturen gemäß Energiewirtschaftsgesetzt (EnWG) auf der Internetseite der FNB Gas bis zum 28. Juli 2023 die Gelegenheit zur Stellungnahme und Meldung weiterer Wasserstoffinfrastrukturen für das Wasserstoff-Kernnetz. Im Anschluss werden die gemeldeten Leitungsinfrastrukturen auf ihre Verwendung bei der Planung des Wasserstoff-Kernnetzes durch die FNB geprüft und im Rahmen der finalen Modellierung berücksichtigt, sofern sie die gesetzlichen und technischen Voraussetzungen für eine Integration in das Wasserstoff-Kernnetz erfüllen und die Infrastruktur für die Transportanforderungen erforderlich ist. Damit soll ein „optimiertes Kernnetz“ entworfen werden, das im Herbst 2023 zur Prüfung an die BNetzA übergeben wird.

Länder, Verbände und weitere Stakeholder können ihre Stellungnahme, ob sie die vorgelegten oder weitere Wasserstoffinfrastrukturen für erforderlich halten, bis zum 28. Juli 2023 an das BMWK per E-Mail übermitteln.

Kernnetz Ausgangspunkt für zukünftige, integrierte Wasserstoffnetzplanung
Für eine an die H2-Kernnetz-Planung anschließende umfassende Wasserstoffnetzplanung wird in der zweiten Stufe ein integrierter Netzentwicklungsplan (NEP) Erdgas und Wasserstoff für die Jahre 2025-2037 und danach alle zwei Jahre auf rollierender Basis entwickelt. Die FNB hatten diesbezüglich bereits im September 2022 mit der Veröffentlichung des Wasserstoffberichts gemäß EnWG entsprechende Vorschläge vorgelegt, die unter anderem gemeinsam mit den Verteilernetzbetreibern erarbeitet wurden. „Es ist wichtig, dass alle Marktteilnehmer rasch Klarheit darüber erhalten, wann und wie sie ihre Bedarfe für die weiteren Ausbaustufen des Wasserstoffnetzes einbringen können. Das schafft Planungs- und Investitionssicherheit“, so der Vorstandsvorsitzende des FNB Gas Dr. Thomas Gößmann.

Wirtschaft arbeitet bereits an Wasserstoff-Infrastruktur
Neben den zentralen Planungen zum Aufbau des Wasserstoffnetzes treiben Unternehmen wie Thyssengas oder Ontras den Aufbau des Wasserstoffnetzes voran. Thyssengas hat im Juli 2022 mitgeteilt, dass das Unternehmen auf der Grundlage seines bisherigen Erdgasnetzes den Aufbau eines 800 km langen „Thyssengas H2-Startnetzes“ plant. Ende Juni 2023 hat der Fernleitungsnetzbetreiber Ontras mit der Umstellung eines rund 25 km langen Abschnitts einer bestehenden Ferngasleitung auf Wasserstoff begonnen. Zudem plant der Energiekonzern Uniper in Wilhelmshaven mit Green Wilhelmshaven den Aufbau einer zentralen Energiedrehscheibe für den Import und die Produktion von grünen wasserstoffbasierten Energieträgern.


© IWR, 2023


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12.07.2023

 



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