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Netzausbau zu langsam - Tennet erhöht Preise für Netzentgelte

Münster – Der Übertragungsnetzbetreiber Tennet will zum Jahreswechsel massiv die Netzentgelte erhöhen. Schuld ist der fehlende Netzausbau, so Tennet. Was auf den ersten Blick paradox klingt, hat einen einfachen Grund.

Wie das „Handelsblatt“ zunächst berichtete und Tennet auf Anfrage von IWR Online bestätigt hat, erhöht der Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) Tennet zum Jahreswechsel die Netzentgelte um satte 80 Prozent. Grund dafür sind Kosten für netzstabilisierende Maßnahmen in Höhe von hunderten Millionen Euro.

Netzstabilisierende Maßnahmen lassen Netzendgelte steigen
Zum Januar 2017 steigen die Übertragungskosten von Strom im Übertragungsnetz von Tennet für Höchstspannung von 1,09 Cent je Kilowattstunde (kWh) auf 1,95 Cent je kWh. Die Umspannungskosten klettern von 1,16 Cent auf 2,07 Cent die kWh. Das teilt Tennet auf Anfrage von IWR Online mit. Die Preiserhöhung ist auf einen Anstieg der netzstabilisierenden Maßnahmen zurückzuführen, die sich 2015 allein bei Tennet auf rd. 700 Mio. Euro belaufen. Für Gesamtdeutschland liegen die Kosten bei über einer Milliarde Euro.

Für einen Musterhaushalt mit einem jährlichen Stromverbrauch von 4.000 Kilowattstunden (kWh) bedeutet die Preiserhöhung bei Tennet einen Preisanstieg von rd. 44 Euro oder 4,1 Prozent, wie das Verbraucherportal Verivox errechnet.

Höhere Eingriffskosten wegen fehlender Netze
Der Großteil der netzstabilisierenden Maßnahmen entfällt bei Tennet auf die Abregelung von Windenergieanlagen. Weil die Transportkapazität im Übertragungsnetz nicht ausreicht und unflexible konventionelle Kraftwerke durchgehend Strom produzieren, werden Windenergieanlagen bei hohem Aufkommen von Windenergie abgeschaltet, wenn eine Netzüberlastung droht. Der Vertragsausfall wird den Anlagenbetreiber erstattet. Hinzu kommen Kosten für die Vorhaltung der Netzreserve, also einer durch den Netzbetreiber angeordneten Bereitstellung von Kraftwerken zur Netzstabilität, sowie Kosten für Redispatch-Maßnahmen, dem Eingriff der Netzbetreiber in die Kraftwerkseinsatzplanung.

Waren Redispatch-Maßnahmen und Abregelungen früher eine Seltenheit, greift Tennet aktuell gut vier Mal am Tag in die Netzplanung ein. „Die Netzstabilisierenden Maßnahmen sind für uns sehr spürbar“, so eine Sprecherin von TenneT gegenüber IWR Online. Dabei könnte das Stromnetz grundsätzlich die Strommengen der erneuerbaren Energien aufnehmen. „Wenn der Netzausbau zügig voranschreitet, sind weniger netzstabilisierende Maßnahmen nötig“, so ein Tennet-Sprecher.

Politische Entscheidungen verzögern Netzausbau
Die Gründe für den schleppenden Netzausbau sieht Tennet vor allem in den schleppenden Genehmigungsverfahren, aber auch in der Änderung der politischen Grundlagen. So führte der von der Bundesregierung vor einem Jahr beschlossene Vorrang für Erdkabel dazu, dass wichtige Infrastrukturprojekte planerisch komplett neu gestartet werden sollen. So rechnet Tennet nun erst im Jahr 2025 mit der Fertigstellung der Nord-Süd-Trassen wie Suedlink, zuvor war das Jahr 2023 angepeilt worden.

© IWR, 2016

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